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Zweierfahrt 2003
 

1. Tag (Samstag)

Dieses Jahr sollte es nun also über die Elde gehen. Durch den Ausfall von Heiner waren wir leider nur zu fünft - für Stefan hatten wir Ersatz gefunden – Holger aus Flecken Zechlin.
Als Einsatzort hatten wir Havelberg erkoren, wobei uns nicht ganz klar war, was uns aufgrund des anhaltenden Niedrigwassers erwarten würde. Durch späte Abfahrt und mehrere Umleitungen wurde die Zeit knapp, so dass wir Angst hatten gar nicht mehr durch die Schleuse in Havelberg zu kommen. Kurz entschlossen wurde Sandau an der Elbe als neuer Ausgangsort festgelegt. Die Elbe erwartete uns tatsächlich mit extremen Niedrigwasser aber es strömte noch gut. Obwohl sich die Sonne schon neigte, beschlossen wir noch ein kleines Stück zu rudern und kamen letztendlich noch 7 km bis kurz hinter die Mündung des Havelstichkanals, wo wir unsere Zelte zwischen den Buhnen aufschlugen - dort wo sonst ca. 1 Meter hoch noch das Wasser steht.

2. Tag (Sonntag)

Am nächsten Tag dann – Sonne satt. Die Strömung war verlockend, also erst mal treiben.  Nach 1 Kilometer wurden erste geistige Anstrengungen unternommen, man versuchte an Hand der verbrachten Zeit die Strömungsgeschwindigkeit hochzurechnen. Wir kamen zu folgendem Ergebnis: Strömung zwischen 3,5 und 4,5 km/h. Das war eindeutig zu ungenau - also noch 1 Kilometer treiben. Dauer 17 Minuten. Die Korona war sich einig, aus so einer krummen Zahl, wie 17 Minuten, die Strömungsgeschwindigkeit zu errechnen ist viel zu kompliziert sei. Viel einfacher wäre doch sich insgesamt eine Stunde treiben zu lassen und einfach die Kilometer zu zählen, gesagt - getan, also weitere  2 Kilometer treiben. Ergebnis knapp 4 Kilometer in einer Stunde. Das war ja schon was. Sofort entfachte sich eine Diskussion darüber, ob die zahlreichen Kurven das Ergebnis nicht verfälscht hätten. Einhellige Meinung: 10 Kilometer wären doch eine deutlich besserer und sichere Methode für eine Berechnungsgrundlage. Kilometer 10 passierten wir nach 2 Stunden und 40 Minuten. Nach dieser anstrengenden Etappe beschlossen wir in ca. 1 Stunde Mittagpause zu machen. Nun soll man ja bekanntlich direkt vor dem Essen nicht mehr den Kreislauf so heftig in Schwung bringen. Wir haben uns auch in der nächsten Stunde strickt an diese Regel gehalten. Es war einfach herrlich. Durch das Niedrigwasser keine Schifffahrt, keine Motorboote, super Wetter – Natur pur. Der Steuermann (Achim) machte es sich im Boot auf einem Campingstuhl bequem und dann nach über 3 1/2 Stunden auf dem Wasser das erste Motorboot in Sicht. Eine kleine Welle ca. 5 cm hoch aber es reichte. Achim verließ den Campingstuhl und plumpste ins Wasser. Große Heiterkeit war angesagt und der Startschuss zum Baden gegeben. Und dann die Überraschung, man konnte mitten in der Strömung stehen. Wassertiefe Mitte Flusslauf ca. 1,50 m. Also alle Mann an die Boote gehängt und Strömungslaufen veranstaltet. Hier bekam das Wort Wasserwandern eine ganz neue Bedeutung. Ein tolles Erlebnis. Mangels Gelegenheit von Gasthäusern beschlossen wir dann unser Mittag selber zuzubereiten. Während wir weiter die Elbe hinuntertrieben wurde kurzerhand im Boot der Gaskocher aufgestellt und eine Suppe gekocht. Nun macht ja bekanntlich die Futterei träge, also versuchten wir es weiter mit Treiben, was uns auch vortrefflich gelang. Schlussendlich landeten wir nach 27 Kilometern kurz vor Wittenberge, ohne an diesem Tage ein Schlag gerudert zu sein.

3. Tag – Montag

Da wir nur fünf Leute für vier Ruderplätze und zwei Steuerplätze waren, war also Losen angesagt. Wir wollten einen Zweier mit und einen Zweier ohne fahren. Nachdem wir wieder die erste Stunde treibend verbracht hatten setzten sich dann doch die Hektiker durch und es wurde gerudert. Heftiger Gegenwind zwang den Zweier ohne als Einer mit zu fahren, was für die Ruderleute eine große Herausforderung bedeutete. Mittagessen war dann im netten Städtchen Schnakenburg angesagt - zur Zeit ausgestattet mit einer tollen Attraktion. Etwa 5 Meter über den Wasserspiegel liegt direkt vor den Häusern auf einem Landvorsprung ein polnischer Schlepper, dieser hat beim letzten Hochwasser die Kurve zu eng genommen und war auf Grund gelaufen und es vor Abließen des Hochwassers nicht mehr geschafft frei zu kommen. So liegt er da schon ein halbes Jahr und wartet auf das nächste Hochwasser. Bis dahin hat der polnische Besitzer eine befristete Arbeitserlaubnis bekommen und verdient sich seine Brötchen mit Gelegenheitsarbeiten in Deutschland (Wahrscheinlich hoffen  sowohl der Schiffsbesitzer als auch die Stadt Schnakenburg dass das nächste Hochwasser noch eine Weile auf sich warten lässt). Am Nachmittag ruderten wir dann bis Dömitz in Sichtweite kam und schlugen kurz vorher unser Quartier wieder zwischen den Buhnen auf.

4. Tag -Dienstag 

In Dömitz verließen wir die Elbe und bogen in die Elde ein. Schleusenpegelstand Dömitz: Minus 5 cm. Auf Grund des Niedrigwassers hatten wir die ganze Riesenschleuse nur für uns. Anschließend dann eine schöne gemütliche Landschaft bis zur Schleuse Neu Kalis. Hier konnten wir dann die (sinnlosen) Erfindungen der Neuzeit begutachten: eine elektrische Selbstbedienungsschleuse. Schleusendauer fast eine halbe Stunde für knapp 2m Höhenunterschied. Offensichtlich haben die Erbauer hier den Sicherheitsfaktor 1: 1.000.000 eingebaut. Später erfuhren wir, das der Ausbau weiterer Schleusen derart geplant ist. Unsere Empfehlung: Wer auf der Elde rudern möchte, sollte es bald tun. Nachdem wir dann die Schleuse hinter uns gelassen und in Grabow Brötchen und Eier aufgefrischt hatten fand unserer Tagesetappe ihr Ende an der Hechtforth - Schleuse. Ein neuangelegter Rastplatz – Hafen und Kneipe hieß uns Willkommen. Wir hatten noch gar nicht angelegt, da kam schon der Hafenmeister angestürzt und konnte endlich seiner Tätigkeit nachgehen und uns als einziges Boot in dieser Woche verwalten.

5. Tag – Mittwoch

Unserer Fahrt ging weiter Richtung Eldedreieck. Die Landschaft wurde immer öder, so dass eigentlich außer Rudern keine sinnvollen Aktivitäten vollbracht werden konnten. Kurze Umrundung des Eldedreiecks und dann bogen wir in den Störkanal Richtung Schweriner See ab. Wer dachte, öder geht es nicht mehr, der hat sich getäuscht. 9 Kilometer schnurgeradeaus-  ätzend bis zum „get no“. Kurz vor der Dunkelheit erreichten wir den Schweriner See und wir rasteten auf einem öffentlichen Zeltplatz (Preise wie im Luxushotel). Abends dann Bockwurst und Bier, aus Skat wurde mangels Dunkelheit nichts. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen sollten: Hier nahm das Unheil seinen Anfang.

6. Tag – Donnerstag

Wir hatten beschlossen eine Tagestour ohne Gepäck über den Schweriner Innen- und Außensee zu unternehmen. Gesagt –getan, heftiger Gegenwind erschwerte das Vorhaben. Wir  waren kaum auf den See, da begann Holger ganz komisch auszusehen und bat um einen Halt, um die Fische füttern zu können (was er auch mit lautem Gebrüll mehrfach tat). Von mehrfachen derartigen Pausen unterbrochen fuhren wir dann durch den Paulsdamm zum Schweriner Außensee. Die erste Mannschaft beschloss  aus Neuwassergründen den Schweriner Außensee ein Stück rauf zu rudern und als Rastplatz einen ca. 2Kilometer entfernten Zeltplatz anzupeilen. Hier hingen wir dann wieder längere Zeit fest da Holgers Magen wieder auf Fische füttern eingestellt war. Das zweite Boot kam gar nicht erst bis zum Zeltplatz und macht es sich am Paulsdamm gemütlich. Zurück ging es dann über den Ziegelsee zum Kanuverein Schwerin. Dort war Mittagspause angesagt. Gleichzeitig sollten die Getränkevorräte aufgefrischt werden. Kurzerhand wurde eine Schubkarre gekapert und ab ging es in das 2 Kilometer entferne Zentrum und dort direkt in die Einkaufspassage (mit Schubkarre). Hier dann ein Aha-Effekt der besonderen Art. U.a. wollten wir einige Seltersflaschen mitnehmen –aber Pech gehabt- keine pfandfreien Flaschen und auch keine Mehrwegflaschen. Erkenntnis: Man sollte doch lieber beim Alkohol bleiben. Zur Versorgung der Mannschaft wurden noch 6 halbe Hähnchen eingepackt und beim Kanuverein gemütlich verspeist. Nach Ablegen dann noch ein Abstecher zum Schloss, welches wir rudernd umrundeten, dann ab Richtung Zeltplatz. Nachdem Holgers Magen kein Fischfutter mehr hergab sprang jetzt Geisl an seine Stelle. Nicht desto Trotz wurden die Sachen in das Boot eingeladen und vor Dunkelheit noch 15 Kilometer bis Banskow gerudert. Hier wollten wir unbedingt hin, weil wir auf der Hinfahrt einen netten Grillplatz entdeckt hatten. Kurz bevor wir da waren beschloss dann Sven auch seinen Beitrag in Sachen Fischfutter zu geben. In Banskow angekommen, hatten dann alle so ziemlich die Schnauze voll und es ging ohne Grillen ins Bett.

7. Tag – Freitag

Und wieder Störkanal. Nachdem wir dann das Eldedreieck passiert hatten und die Elde hinauffuhren wurde es leider auch nicht besser. Bis Parchim ist hier die Landschaft ziemlich ätzend. Während es Holger wieder gut ging , Geisl langsam besser, Sven so lala, wurde es nun bei Achim immer ärger. Nachdem die letzten 2 Tage nicht so prickelnd waren wollten wir endlich mal schon gegen 16 Uhr anlegen. Während die Korona sich einen Grill baute und Skat spielte hatte es in der Zwischenzeit Achim so dahingerafft, dass er bis zum nächsten Morgen nicht mehr zu sehen war.

8. Tag – Samstag

Achim ging es leider noch nicht viel besser. Eigentlich war unser Ziel der Plauer See. Aber kurzer Hand entschlossen wir uns die Fahrt vorzeitig in Lübz zu beenden. In der Zwischenzeit hatte Ingo eine Zugverbindung nach Gülzen in der Nähe von Havelberg ausbaldowert, um den Bus aus Sandau zu holen (Rom – Paris – Erkner ist dagegen eine harmlose Strecke und eher zu empfehlen). Ingo war schon auf dem Weg zum Bahnhof, als Sven kurzer hand eine Taxe kaperte, Ingo abholen lies und dann mit Taxe nach Sandau schickte. Im Nachhinein eine weise Entscheidung. Dadurch war Ingo gegen 18 Uhr schon wieder zurück, so dass wir beschlossen, direkt nach Hause zu fahren. Auf der Autobahn Höhe Linumer Bruch meinte Geisl, der Hänger sähe im Rückspiegel so komisch gebogen aus. Vorsichtshalber fuhren wir auf den nächsten Rastplatz. Dort sahen wir das Malheur: der Hauptträger war gebrochen., so dass sich der gesamt hintere Teil des Hängers nach unten bog. Zu nächst waren wir ziemlich ratlos, weiterfahren war so nicht möglich, dann die zündende Idee: Sven besorgte in der Tankstelle einen Schwerlastgurt mit dem wir den Hänger verspannten und so die letzten 100 Kilometer zum Bootshaus schafften. 
 

Fazit
Eine zweigeteilte Fahrt. Tolle vier Anfangstage mit super Erlebnissen, schönem Wetter, spontanen Aktionen und eine zweite Hälfte mit dem genauen Gegenteil.
 

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